Bindungsmomente: Wie Plätzchen/ Kekse backen mit deinem Kind gelingt und eure Bindung stärkt

Dez 12, 2022 | Bindungsmomente, Elternsein zwischen Beziehung & Erziehung

Gemeinsame Aktivitäten stärken die Bindung 

Gemeinsame Unternehmungen und Erlebnisse stärken das Band, das Eltern oder Bindungspersonen und Kinder miteinander verbindet. Kinder lieben es mit ihren Eltern gemeinsam etwas zu tun und profitieren auf vielfältige Weise davon, wenn diese Erlebnisse so gestaltet sind, dass es allen dabei gut geht.

Wenn Kinder auffällige Verhaltensweisen zeigen, schwierige Bindungserfahrungen hatten oder stressreiche Situationen erleben sind solche Bindungsmomente besonders wichtig. Momente, in denen sich Eltern und Kind auf gute Weise begegnen, genug Zeit und Raum zur Verfügung steht und vielleicht sogar noch gemeinsam etwas geschaffen wird.

Solche Bindungsmomente können das gemeinsame ungelenkte Spielen sein. Aber auch Rituale im Tagesablauf wie z.B. am Abend, zu bestimmten Tagen oder Anlässen bieten sich hier an. Wichtig ist, diese Zeit die Aufgaben ruhen zu lassen und sich ganz auf den Moment mit dem Kind einzulassen. Sei es beim Vorlesen oder einem Ausflug. Auch gemeinsame Tätigkeiten wie das Ausräumen der Spülmaschine, Holz zu stapeln oder Blumen zu gießen kann ein Bindungsoment sein.

Zur Weihnachtszeit bietet es sich ebenfalls an bewusste Momente von Bindung zu gestalten. Die Idee gemeinsam zu basteln, Kekse oder Plätzchen zu backen ist eine schöne, die aber auch einige Stolperfallen bereithalten kann.

Was du tun kannst, damit das gemeinsame Backen zu einem schönen Erlebnis für Euch wird, erfährst du in diesem Artikel. Im ersten Teil schreibe ich über die Haltung, mit der Eltern sich aktiv für das gemeinsame Erleben entscheiden sollten und im zweiten Teil geht es an die praktische Umsetzung und der Gestaltung eines guten Settings beim Backen.

Ich wünsche dir wundervolle Bindungsmomente, viel Lachen, Liebe und vielleicht sogar ein paar leckere Kekse am Ende.

Was Eltern brauchen

In diesem Teil erfährst du welche Zutaten wir Eltern brauchen, um mit gutem Gefühl in gemeinsame Aktivitäten mit unseren Kindern zu gehen und zusammen eine schöne Zeit zu haben. Das sind vor allem

  • die richtige innere Haltung
  • Entspanntheit und genug Zeit
  • das Loslassen von Erwartungen und unserer Ergebnisorientierung
  • unsere volle Präsenz
  • Reflektionsfähigkeit

Die richtige Haltung ermöglicht wertvolle Bindungsmomente

Gemeinsame Erlebnisse stärken die Bindung und ermöglichen uns aus dem Alltag ein Stück herauszutreten. Weg von dem durchgetakteten Familienalltag, indem sowohl Eltern als auch Kinder viel funktionieren und vor allem auch kooperieren müssen. Unserem Kind schenken wir mit solchen Erlebnsisen die Erfahrung von Autonomie und Geborgenheit, wenn wir es begleiten und das Setting so getalten, dass alle sich darin wohl- und sicher fühlen.
Doch worauf kommt es dabei an? Was braucht es, dass wir wirklich schöne Erlebnisse haben können, an die auch unsere Kinder später noch mit guten Gefühlen zurückdenken, wenn sie selbst groß sind?

Entspanntheit und Zeit

Es braucht vor allem die nötige Entspanntheit von uns Eltern. Wir sollten keine Aktivität anbieten, wenn wir gerade unter großem Druck oder Zeitnot stehen.
Es macht einfach keinen Sinn und auch kein gutes Gefühl, wenn wir beim Backen, Basteln oder Spielen ständig auf die Uhr gucken. Weder für unsere Kinder noch für uns selbst. Deshalb ist es wichtig den Zeitpunkt so zu wählen, dass keine Anschlusstermine davon betroffen werden können – und es braucht unser Committment und unsere bewusste Entscheidung, dass wir uns diese Zeit wirklich nehmen wollen. 
Auch in Zeiten von großer Sorge kann es eine Chance für uns selbst sein, wenn wir uns dafür entscheiden uns diese Zeit wirklich zu nehmen, alles andere für diesen Zeitraum zur Seite zu stellen und uns auf den Kontakt mit unserem Kind einzulassen. Gemeinsam ins Tun zu kommen. Sorgen laufen nicht weg. Sie sind unsere ständige Begleiter. Eine Auszeit tut auch uns selbst gut. und so kann die Zeit mit unseren Kindern und die Bindung eine wertvolle Ressource für uns alle sein. 

Loslassen von Erwartungen und Ergebnisorientierung

Wir dürfen uns wieder im Loslassen üben. Genauer wir üben uns im Loslassen unserer Erwartungen das Loslassen davon, dass wir ein Ergebnis brauchen oder erzielen wollen.
Besonders beim Thema Basteln und Backen ist das nicht immer leicht. Denn oft backen wir auch, damit wir am Ende leckere Plätzchen haben.
Eltern sollten sich klar darüber sein, dass die gemeinsame AKtivität nicht dazu dient, ein Ergebnis zu erzielen. Sondern, dass das Tun an sich und das gemeinsame Erleben das eigentliche Ziel ist.
Genauso, wie wir andere Tätigkeiten dafür tun, um ein bestimmtes Ergebnis zu erzielen. Beim Fegen soll danach der Boden sauber sein, beim Spaziergang eine Strecke zurückgelegt sein und beim Blumen gießen sollen alle Pflanzen versorgt sein. 
Wann hast du zuletzt etwas getan einfach um des Tuns willen?  Wir sind sozialisiert, dass ein Ergebnis und der richtige Lösungsweg wichtiger sind, als die Erfahrungen, die wir auf dem Weg machen. 
Die meisten von uns haben von Klein auf gelernt, dass es um das Ergebnis geht. Nicht um den Weg, der uns dorthin führt und auch nicht um die Erfahrung, die wir auf diesem Weg machen. 
Deshalb ist es für viele so schwierig, wenn ein Spaziergang mit Kleinkind bedeutet sich eigentlich nur ein paar Meter zu bewegen, weil das Kind ständig ein neues Wunder der Natur entdeckt und bestaunen muss. Deshalb ist es für uns so schwierig, wenn das Kind den Boden fegt, um zu fegen und es ihm nicht darum geht, dass er danach unseren Sauberkeits-Qualitätskriterien entspricht. Deshalb fällt es uns chwer zuzusehen, wenn Teig zerknetet wird, statt „ordentliche Plätzchen“ aus ihm auszustechen.
Kinder leben völlig in der Gegenwart. Sich darauf einzulassen mit ihnen völlig im Moment zu sein ist ein großes Geschenk.
Kinder dagegen leben völlig in der Gegenwart. Sie sind Meister der Achtsamkeit. Gehen in dem auf, was sie tun ohne an das Ergebnis in der Zukunft zu denken oder zu bewerten, wie dieses ausfallen wird. Sie tun um des Tuns willen. So funktioniert Lernen. Indem sie die Welt um sich herum entdecken, Dinge untersuchen und im wahrsten Sinne des Wortes begreifen. 
Das Geheimnis für wahre Bindungsmomente lautet also: Befreie dich von diesem Denken und erlaube dir etwas zu tun einfach, um es zu tun. Nimm die Chance wahr, die dein Kind dir bietet, gemeinsam mit ihm diesen Moment zu spüren, jetzt zu sein, ohne darüber nachzudenken, was du morgen noch zu tun hast oder jetzt gerade tun könntest.
„Als Mutter von drei Kindern kenne ich all diese Gefühle zu gut. Es hat in der Tat drei Kinder lang gedauert, bis ich okay damit war, dass die Handtücher in unserem Schrank nicht auf Kante gefaltet ordentlich gestapelt liegen. Stattdessen falten 2- und 4 jährige Handtücher auf ihre Weise und das 6j legt sie in den Schrank. Mein innerer Monk hat sich lange gemeldet und in der Übergangsphase habe ich immer nochmal nachgefaltet, wenn die Kinder nicht mehr dabei waren. Für mein Gefühl von Ordnung im Schrank. Inzwischen sehe ich nur noch, wie wichtig die Erfahrung ist, die meine Kinder machen und wie stolz sie sind auf ihr Werk und ihre Selbständigkeit sind. Ich fände es furchtbar, wenn etwas, auf das ich stolz bin und das ich selbst geschaffen habe von anderen später „korrigiert“ wird. Deshalb bin ich inzwischen stolz auf meinen Wäscheschrank mit den interessant und abwechslungsreich gefalteten und auf eigene Weise gestapelten Handtücher. Das ist mir mehr wert als eine perfekte Faltung. Und es hat gedauert, bis ich Loslassen und wirklich genießen konnte. Also sei nachsichtig mit dir, wenn es nicht gleich funktioniert. Sondern nutze die Momente mit dienem Kind, um dich darin zu üben.  Das gilt für alles, was wir mit unseren Kindern teilen.“

Unsere volle Präsenz

Kinder brauchen unsere volle Präsenz. Sie spüren, wenn wir mit ihnen spielen, obwohl wir eigentlich keine Lust haben oder wenn wir im Kopf die Aufgabenliste für den nächsten Tag durchgehen.
Warum ist das wichtig? Kinder spüren, ob wir wirklich da sind. Oder ob wir nur physisch anwesend sind. Und sie spüren, selbst wenn wir uns gut kontrollieren, den Anflug der Gefühle, die in uns auftauchen, wenn es die Spülmaschine „falsch“ einräumt. 
Mehr noch. Sie fordern uns heraus wirklich da zu sein. Immer dann, wenn Eltern aus dem Kontakt gehen beginnen Kinder diesen erst recht einzufordern. Wenn dein Kind beginnt körperlich zu werden, dich anzustupsen, dich nicht in Ruhe zu lassen, ja „aufsässig“ zu werden, dann frage dich, ob es sein kann, dass du vielleicht gar nicht richtig hier bist oder nicht wirklich hier sein willst. Kinder sind große Künstler im „in der Gegenwart sein“. Die meisten großen Menschen dagegen verbringen ihr Leben gefangen in Gedanken an die Vergangenheit oder Zukunft. Wir hadern mit dem, was war und warten auf das, was kommt. Dabei findet Leben nur im gegenwärtigen Moment statt. Und Kinder können unsere Lehrmeister sein. Wenn wir es zulassen.

Reflektionsfähigkeit
Stell dir die Frage : Wofür backst du? 

Wenn dir schon beim Gedanken an solche Aktionen graut oder ihr bereits weniger gute Erfahrungen gemacht habt, dann geh in Gedanken durch, woran es vielleicht das letzte mal gehappert hat. Überprüfe deine Einstellung und die anderen Faktoren, mit denen du dich als Bindungsperson gezeigt hast. 
Und stelle dir auch die Frage was dein Ziel ist. Wofür backst du mit deinen Kindern? Möchtest du formschöne und wohlschmeckende Kekse? Also ein Ergebnis, das sich sehen und schmecken lässt?  Oder willst du deinen Kindern eine Erfahrung und das gemeinsame Erleben schenken? Ihnen Erfahrungen von Autonomie und Selbständigkeit ermöglichen und euch gemeinsam eine schöne Zeit machen?
Das sind alles adäquate Ziele. Im ersteren Fall, wenn du Plätzchen brauchst, weil du sie noch verschenken oder zu einer Weihnachtsfeier mitbringen – oder auch für die eigene Familie für das Sonntagsessen mit den Großeltern oder Heiligabend bereithaben möchtest,  solltest du diese Kekse vielleicht nicht mit deinen Kindern backen.
Wenn du auf jedenfall auch  ansehnliche Ergebnisse und wohlschmeckende Kekse brauchst könntest du (zusätzlich):
  • Kekse bei Oma beauftragen,
  • beim Bäcker kaufen oder
  • einmal allein und in Ruhe backen, während deine Kinder im Kindergarten sind oder mit Oma auf dem Spielplatz sind. 

Es kann natürlich auch beides geben. Ein Ergebnis, das du dir wünscht und die gemeinsamen Bindungsmomente mit deinem Kind. Du kannst dafür, wie oben beschrieben, das voneinander trennen und einmal mit den Kindern backen, wo herauskommen darf, was eben herauskommt und einmal allein.
Wenn die Kinder ein klein wenig ist größer sind und einige Backschritte schon allein umsetzen können kannst du auch versuchen, ob beides möglich ist. Wichtig dabei ist, dass du dir trotzdem bewusst bist, was jetzt wichtiger für dich ist. Die leckeren Kekse sollten eher ein glückliches Nebenprodukt sein, auf das du nicht angewiesen bist.
Lies jetzt, wie das funktionieren kann und wie du davon unabhängig für ein gutes Setting beim Backen mit deinem Kind sorgst. 

    Auf die Kochschürzen – fertig – los

    Mit der Haltung, dass es vorwiegend darum geht eine gute Zeit gemeinsam zu haben und vielleicht nebenbei noch ein paar Plätzchen herausspringen hast du einen guten Startpunkt, von dem aus du losgehen kannst. Wenn du nicht festhältst am inneren Druck, das jede Tätigkeit zu einem „ordentlichen“ Ergebnis führen muss, entlastest du nicht nur dich selbst, sondern auch dein Kind und schaffst somit schon eine Atmosphäre, in der es allen gut gehen kann.
    Dafür trennst du wie beschrieben im besten Fall das Backerleben für die Kinder von dem Backen, bei dem du echte Ergebnisse herausbekommen möchtest.

    Was Kinder brauchen

    Was brauchen Kinder, damit sie gute Erfahrungen von Selbstwirksamkeit beim gemeinsamen Backen machen und sich mit uns verbunden fühlen? Wie gelingt das Backerlebnis?

    Klar ist: Je kleiner die Kinder sind, mit denen wir backen, umso mehr benötigen sie noch unsere Hilfe. Die Faktoren, auf die es unabhängig vom Alter ankommt liest du hier.

     

    • die richtige Vorbereitung
    • das richtige Werkzeug
    • Autonomie und Bewegungsspielraum
    • Bezieh dein Kind in den Entstehungsporzess mit ein
    • Lass es seine eigenen Erfahrungen machen
    • Hilfe zur Selbsthilfe
    • Teig kneten?!
    • Wertschätzung statt Lob
    • Schimpfen ist tabu
    • Spaß haben ist erwünscht

    Die richtige Vorbereitung

    Zuallererst brauchen Kinder eine vorbereitete Umgebung, die darauf ausgerichtet ist, dass kleine Menschen sich in ihr bewegen und arbeiten können ohne dass Verletzungsgefahr besteht.

    Die meisten denken dabei an eine aufgeräumte Umgebung, die alles bereithält, was dein Kind an Werkzeugen benötigt.

    Nimm dir wirklich diese Vorbereitungszeit und leg alle zurecht, bevor du dein Kind zum backen einlädst. Wenn du während des Backens erst Utensilien oder Zutaten suchen musst (und vielleicht feststellst, dass etwas fehlt) entsteht nicht nur Unruhe, sondern ihr fallt beide aus dem gemeinsamen Tun. Wir Erwachsene verlieren in Momenten, in denen wir warten gelassen werden oder in denen es nicht weiter geht schon oft die Geduld. Unsere Kinder noch viel mehr. Ihre Aufmerksamkeitsspanne ist altersabhängig meist nicht länger als etwa 20 Minuten. Es ist also sinnvoll, diesen Zeitraum ausnutzen zu können und nicht mit hin und herrennen und suchen zu verbringen. 

    Betrachte dich selbst als Teil der vorbereiteten Umgebung und sorge auch während des Backens dafür, dass dein Kind versorgt ist. Begleite es von einem Arbeitsschritt zum nächsten, indem ihr zum Beispiel von der Arbeitsplatte, auf der  ausgestochen wird zum Tisch wechselt, auf dem ihr die Plätzchen verzieren wollt. Oder du frägst dein Kind ob es 10 min Pause machen und spielen gehen oder dir beim abräumen und umräumen helfen möchte. So bereitest du allein oder mit deinem Kind gemeinsam alles für den nächsten Arbeitsschritt vor.

    Praxistipp zur vorbereiteten Umgebung

    Wenn du am Ende nicht nur kleine Türmchen sondern auch einige Kekse möchtest dann bereite zwei Teige vor oder teil den Teig in zwei Teile. Einen, den dein Kind verarbeiten darf, wie es will – und ganz egal, was dabei herauskommt. Und einen, der für dich ist und aus dem Du selbst Kekse zubereitest. Entweder während dein Kind in sein Tun verteift ist oder später, wenn dein Kind im Bett ist oder im Kindergarten.
     Gib deinem Kind nicht zuviel Teig auf einmal. Kleine Mengen genügen. Denn es geht darum, dass Kinder möglichst frei und selbstbestimmt Erfahrungen machen können. Teig kneten, ausrollen, ausstechen oder auch wie mit Plastelin etwas daraus modellieren.
    Nicht das kind sollte sich der Umgebung anpassen, sondern wir sollten die Umgebung dem Kind anpassen (Maria Montessori)

    Stell deinem Kind das richtige Zubehör zur Verfügung

    Mit einem Löffel kommen die Zutaten in die Schüssel bis die Waage die richtige Grammzahl anzeigt. Auch am Ei Aufschlagen üben haben Kinder Freude.
    Mit einer Schürze, einem kleinen eigenen Teigroller und zwei oder drei Ausstecherli ist dein Kind bestens ausgerüstet. Achte darauf, dass die Utensilien, die du deinem Kind zur Verfügung stellst seinem Geschick und Alter entsprechen. 
    Fülle Zuckerperlen und Marmelade in kleine Schüsseln um, auf die dein Kind selbständig zugreifen kann (und fülle sie nach Bedarf immer wieder nach), statt den ganzen Streukübel vor ihnen abzustellen. Also natürlich ist auch eine Streuselexplosion am Boden hübsch anzusehen. Nur ist die Enttäuschung beim Backen groß, wenn nach einem Missgeschick nichts mehr übrig ist, um die Plätzchen verzieren zu können. 
    Das gleiche gilt für die Teigmenge. 
    Abhängig vom Alter der Kinder ist es sinnvoll, dass jedes Kind eine kleine Menge Teig nur für sich selbst bekommt. Der ganze Teigklumpen wäre nicht nur zuviel für dien Kind, sondern kann auch nicht so schnell verarbeitet werden. Trenne stattdessen immer wieder einen Teil ab und behalte den Rest im Kühlschrank. 
    Nach den Backerfahrungen freuen sich Kinder auch über kleine Backsets für die Kinderküche, um im Spiel die Erfahrung wiederaufleben zu lassen. Ein kleines Backblech oder kleine Schüsseln mit Kochlöffel eignen sich gut. Genauso kannst du auch Teile deines Kochgeschirrs, das du nicht ständig benötigst dafür zur Verfügung stellen. 

    Autonomie und Bewegungsspielraum

    Am besten sitzen Kinder an einem niedrigen Kindertisch, von dem sie jederzeit selbst aufstehen und sich wieder hisnetzen können. Auch ein entsprechender Kinderstuhl am großen Tisch oder ein Learning Tower vor der Arbeitsplatte deiner Küche gewähren deinem Kind die nötige Autonomie und Bewegunsfreiheit, die es hierbei braucht.
    Schließlich möchte es aufstehen, um sich vielleicht die Hände zu waschen (einigen Kindern ist dies sehr wichtig) oder  Zutaten zu holen, die sie benötigen.
    Außerdem sollen sie jederzeit Pause machen und sich entfernen können, genauso wie von von dem Ort an dem geknetet oder gerührt wird dorthin wechseln wollen, wo der Teig evtl ausgerollt und ausgestochen wird oder wo die Plätzchen mit Zuckerstreuseln verziert oder mit Zuckerguß bestrichen werden. Wenn sie dafür jedesmal aus einem Hochstuhl gehoben werden müssten, ist das für Eltern und Kind weniger schön.
     

    Bezieh dein Kind in den Entstehungsprozess mit ein

    Bezieh dein Kind in alle Phasen des Entstehungsprozess mit ein. Das bedeutet, dass es auch aktiv mitwirken können soll. Vom Abwiegen und zusammenschütten der Zutate, über das rühren oder kneten von Teig bis zum ausrollen oder der weiteren Verarbeitung bis zum Verzieren. Einzig Tätigkeiten, die ein hohes Verletzungspotenzial bieten solltest du ganz allein übernehmen. Das Handling von sehr spitzen oder scharfen Gegenständen, wie auch die Benutzung des Ofens sind für Kinder natürlich tabu. 

    Unterstützeung, wo nötig und Hilfe zur Selbsthilfe

    Bei allen Tätigkeiten und Arbeitsschritten geht es darum deinem Kind zu ermöglichen möglichst selbstbestimmt zu arbeiten. Als Erwachsene sind wir dafür verantwortlich die Umgebung entsprechend zur Verfügung zu sellen und neben den Kindern zu sein, so dass wir dort unterstützen können, wo sie unsere Unterstützung (noch) brauchen.
    Wenn der Teig frisch aus dem Kühlschrank kommt rollst du ihn zum Beispiel am besten das erste mal aus. Und zeigst deinem Kind damit, wie es funktioniert. Danach kann dein Kind die Teigreste zusammenklauben und zusammenkneten und sich, wenn es mag am ausrollen selbst versuchen. Vielleicht magst du dabei noch helfen, wenn es für das Kind ok ist. Oder du rollst den Teig danach nochmal weiter aus.

    Ermögliche Erfahrungen abseits von korrekter Herangehensweise

    Kinder lernen, indem sie eigenen Erfahrungen machen und sich selbst ausprobieren dürfen. 
    Bleib entspannt, wenn Zutaten oder Geräte zweckentfremdet ewrden
    Kinder sind kleine Forscher. Sie werden beginnen sich mit den Zutaten und dem Zubehör auseinanderzusetzen. Zu sehen, was sich wie kombinieren lässt und was sie noch damit tun können. So wird vielleicht Teig nicht mehr ausgestochen, sondern zu einem Turm aufgeschichtet und ein Kunstwerk geknetet, dass dann (auf Wunsch) in diser Form auch gebacken werden soll. Dein Kind macht eine Menge Erfahrungen und lernt auch beim Mischen und mantschen viel darüber, wie sich bestimmte Stoffe verhalten. 

    Teig kneten?! Was, wenn mein Kind den Teig nicht anfassen will?

    Nicht alle Kinder fassen gern Teig an oder kneten ihn. Manche lieben es. Manche mögen es überhaupt nicht. Finde raus, welcher Backtyp dein Kind momentan ist und denk daran, dass sich dies auch jederzeit ändern kann.
    Biete es immer an – überlasse jedoch deinem Kind die Entscheidung. Am Besten  stellst du (vorbereitete Umgebung) auch  Hilfsmittel zur Verfügung, die deinem Kind helfen, wenn es vielleicht gern Teig rühren aber ihn nicht mit den Händen anfassen will. 
    Es gibt Phasen in der Entwicklung unserer Kinder, da sind manche sensorische Reize einfach zuviel für sie. Vertrau deinem Kind. In diesem SEtting wollt ihr gemeinsam gute Erfahrungen machen und eure Nervensysteme eben genau nicht überfordern. Zwing oder dräng es also nicht zu Tätigkeiten, die es nicht machen möchte im Backprozess. 

    Wertschätzung statt Lob

    Backe unbedingt auch die eigenen Kunstwerke deines Kindes, auch wenn sie so gar nicht wie ein Keks aussehen. Dein Kind ist stolz auf das, was es selbst mit eigenen Händen geschaffen hat.
    Bei allem, was ihr heute erschafft: Werte nicht – und schon gar nicht ab – sondern bestärke dein Kind in seinem Erleben.
    Was du tun kannst, wenn du nicht loben willst habe ich bereits in einem anderen Artikel (Sätze, die du sagen kannst statt dein Kind zu loben) beschrieben. Lass, wenn du seine Ergebnisse kommentierst, eher das Erleben und das Gefühl deines Kindes in den Vordergrund treten. Bestärke es in seiner Selbständigkeit und seinen Fähigkeiten. Bewerte nicht Aussehen, Form, Vorgehen oder Ergebnisse. Sondern wertschätze die Kreativität und das handwerkliche Geschick, den Ideenreichtum und die Ausdauer, die es an den Tag legt.

    Schimpfen ist tabu

    Und natürlich ist Schimpfen für Missgeschicke tabu. ein umgestossenes Schüsselchen mit Zuckerperlen oder Teig, der auf den Boden fällt. Passiert. Nicht nur Kindern. Unsere Kinder lernen, dass wir mit Missgeschicken umgehen, in dem wir sie aufwischen oder entfernen. Sie gehören zum Leben dazu. Sich zu ärgern ändert nichts daran. 

    Spaß haben ist unbedingt erwünscht

    Gemeinam zu lachen, in Kommunikation zu kommen, Spaß zu haben und nicht unter Zeitdruck zu stehen ist, was diese Zeit so besonders kostbar machen wird.
    Ich wünsche dir wunderschöne Erlebnisse und viel Freude beim Backen. Und wenn du Lust hast kommentiere gern mit einem Bild von eurem schönsten Backerlebnis.

    Bindungsmomente brauchen es, dass wir Eltern uns unbedingt aktiv dafür entscheiden.

    Für schöne gemeinsame Backerlebnisse wie für jede andere Bindungsmomente auch braucht dein Kind deine ganze Präsenz. Im Hier und Jetzt. In der Gegenwart.

    Wenn du merkst, dass du unter Druck stehst, weil du eigentlich noch soviel zu tun hast oder nicht wirklich Lust dazu hast das zwanzigste mal im Kinderkaufladen einzukaufen, dann ist es besser deinem Kind dies zu kommunizieren oder dir Zeit zu nehmen, um diese Gefühlszustände für einen Zeitraum x zur Seite zu legen. Du kannst dir vorstellen, dass du deine Aufgaben, die alle noch  auf dich warten in eine kleine Truhe packst, die du sicher verschließt und zu der du jederzeit zurückkehren kannst. Es ist wichtig, dich wirklich für die Zeit mti deinem Kind zu entscheiden. Wenn du das nicht tun kannst, dann solltest du es auch nicht „notgedrungen“ tun. Dein Kind spürt dann, dass du nicht mit dem Herzen dabei bist, es spürt deine Unruhe und Ungeduld, vielleicht auch deinen Unwillen. Und zwar noch bevor du dir selbst darüber bewusst bist.

    Gestalte das Setting so kindgerecht, dass dein Kind das Erleben von Autonomie und Selbständigkeit hat und richte die Umgebung so her, dass es alles hat, was es benötigt. Lass es dann mit dem Teig arbeiten, wie es möchte. Auch, wenn das bedeutet, dass zum Beispiel mit Teilen sowas wie Teigklumpen geknetet werden. Erwarte nicht, dass die Konzentration deines Kindes so lange bei einer Tätigkeit wie Ausstechen bleiben kann, wie das bei uns Erwachsenen der Fall ist und ermögliche deinem Kind jederzeit Pausen zu nehmen.

    Hilf bei den Tätigkeiten, für die es motorisch nicht fit genug ist oder die jetzt gerade einfach zuviel wären. Und besonders wichtig: Genieß die gemeinsame Zeit und lass dein Kind deine Freude und Begeisterung an dem gemeinsamen Backen (oder welche Tätigkeit ihr immer wählt) spüren. Das ist das wertvollste, das du deinem Kind mitgeben kannst.

    Last Minute Plätzchen Rezept

    200 g Mehl, 100 g Mandeln, 150 g Butter, 80 g Zucker, eine Prise Salz, 1 Päckchen Vanillezucker oder etwas echte Vanille zu einem Teig verkneten und eine Stunde kalt stellen.
    Teig zu einer Rolle formen und gleichmässig in kleine Stücke schneiden. Jedes Stück zu einer Kugel formen, auf ein Backblech (Backpapier nicht vergessen) legen und mit einem Kochlöffelstiel oder einem Finger Mulden in den Teig drücken.
    Entweder vor dem Backen mit Marmelade füllen und 12-15 Minuten bei 180 Grad backen (nicht zu dunkel). Wenn die Marmelade nach dem Backen zusammengefallen ist oder du sie erst nach dem Backen füllen willst, dann ist jetzt der Marmeladen-Moment gekommen. Himbeer- oder Johannisbeer-Gelee glattrühren und mit einem kleinen Löffel in die Mulden setzen. Trocknen lassen. Fertig  
    Fotografie von mit Marmelade gefüllten Keksen

    Autorin

    Seit über einem Jahrzehnt begleite ich Familien in verschiedenen Lebenslagen. Auf meinem Blog schreibe ich über Themen, die mich  beschäftigen und berühren. Von Bindungs- und Neurowissenschaften über Entwicklungspsychologie bis hin zu Stressprävention, Trauma und Burnout.

    Es geht um alles, was Eltern und Fachkräfte bewegt – und was uns hilft, unsere Kinder gut ins Leben zu begleiten. Manchmal teile ich auch persönliche Einblicke aus meinem Alltag als Mutter von drei Kindern.

    Hast du Themenwünsche oder Fragen? Ich freue mich auf deine Nachricht!

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