Bindungsmomente: Wie Plätzchen/ Kekse backen mit deinem Kind gelingt und eure Bindung stärkt
Gemeinsame Aktivitäten stärken die Bindung
Gemeinsame Unternehmungen und Erlebnisse stärken das Band, das Eltern oder Bindungspersonen und Kinder miteinander verbindet. Kinder lieben es mit ihren Eltern gemeinsam etwas zu tun und profitieren auf vielfältige Weise davon, wenn diese Erlebnisse so gestaltet sind, dass es allen dabei gut geht.
Wenn Kinder auffällige Verhaltensweisen zeigen, schwierige Bindungserfahrungen hatten oder stressreiche Situationen erleben sind solche Bindungsmomente besonders wichtig. Momente, in denen sich Eltern und Kind auf gute Weise begegnen, genug Zeit und Raum zur Verfügung steht und vielleicht sogar noch gemeinsam etwas geschaffen wird.
Solche Bindungsmomente können das gemeinsame ungelenkte Spielen sein. Aber auch Rituale im Tagesablauf wie z.B. am Abend, zu bestimmten Tagen oder Anlässen bieten sich hier an. Wichtig ist, diese Zeit die Aufgaben ruhen zu lassen und sich ganz auf den Moment mit dem Kind einzulassen. Sei es beim Vorlesen oder einem Ausflug. Auch gemeinsame Tätigkeiten wie das Ausräumen der Spülmaschine, Holz zu stapeln oder Blumen zu gießen kann ein Bindungsoment sein.
Zur Weihnachtszeit bietet es sich ebenfalls an bewusste Momente von Bindung zu gestalten. Die Idee gemeinsam zu basteln, Kekse oder Plätzchen zu backen ist eine schöne, die aber auch einige Stolperfallen bereithalten kann.
Was du tun kannst, damit das gemeinsame Backen zu einem schönen Erlebnis für Euch wird, erfährst du in diesem Artikel. Im ersten Teil schreibe ich über die Haltung, mit der Eltern sich aktiv für das gemeinsame Erleben entscheiden sollten und im zweiten Teil geht es an die praktische Umsetzung und der Gestaltung eines guten Settings beim Backen.
Ich wünsche dir wundervolle Bindungsmomente, viel Lachen, Liebe und vielleicht sogar ein paar leckere Kekse am Ende.
Was Eltern brauchen
In diesem Teil erfährst du welche Zutaten wir Eltern brauchen, um mit gutem Gefühl in gemeinsame Aktivitäten mit unseren Kindern zu gehen und zusammen eine schöne Zeit zu haben. Das sind vor allem
- die richtige innere Haltung
- Entspanntheit und genug Zeit
- das Loslassen von Erwartungen und unserer Ergebnisorientierung
- unsere volle Präsenz
- Reflektionsfähigkeit
Die richtige Haltung ermöglicht wertvolle Bindungsmomente
Entspanntheit und Zeit
Loslassen von Erwartungen und Ergebnisorientierung
Eltern sollten sich klar darüber sein, dass die gemeinsame AKtivität nicht dazu dient, ein Ergebnis zu erzielen. Sondern, dass das Tun an sich und das gemeinsame Erleben das eigentliche Ziel ist.
Wann hast du zuletzt etwas getan einfach um des Tuns willen? Wir sind sozialisiert, dass ein Ergebnis und der richtige Lösungsweg wichtiger sind, als die Erfahrungen, die wir auf dem Weg machen.
Kinder leben völlig in der Gegenwart. Sich darauf einzulassen mit ihnen völlig im Moment zu sein ist ein großes Geschenk.
„Als Mutter von drei Kindern kenne ich all diese Gefühle zu gut. Es hat in der Tat drei Kinder lang gedauert, bis ich okay damit war, dass die Handtücher in unserem Schrank nicht auf Kante gefaltet ordentlich gestapelt liegen. Stattdessen falten 2- und 4 jährige Handtücher auf ihre Weise und das 6j legt sie in den Schrank. Mein innerer Monk hat sich lange gemeldet und in der Übergangsphase habe ich immer nochmal nachgefaltet, wenn die Kinder nicht mehr dabei waren. Für mein Gefühl von Ordnung im Schrank. Inzwischen sehe ich nur noch, wie wichtig die Erfahrung ist, die meine Kinder machen und wie stolz sie sind auf ihr Werk und ihre Selbständigkeit sind. Ich fände es furchtbar, wenn etwas, auf das ich stolz bin und das ich selbst geschaffen habe von anderen später „korrigiert“ wird. Deshalb bin ich inzwischen stolz auf meinen Wäscheschrank mit den interessant und abwechslungsreich gefalteten und auf eigene Weise gestapelten Handtücher. Das ist mir mehr wert als eine perfekte Faltung. Und es hat gedauert, bis ich Loslassen und wirklich genießen konnte. Also sei nachsichtig mit dir, wenn es nicht gleich funktioniert. Sondern nutze die Momente mit dienem Kind, um dich darin zu üben. Das gilt für alles, was wir mit unseren Kindern teilen.“
Unsere volle Präsenz
Kinder brauchen unsere volle Präsenz. Sie spüren, wenn wir mit ihnen spielen, obwohl wir eigentlich keine Lust haben oder wenn wir im Kopf die Aufgabenliste für den nächsten Tag durchgehen.
Reflektionsfähigkeit
Stell dir die Frage : Wofür backst du?
- Kekse bei Oma beauftragen,
- beim Bäcker kaufen oder
- einmal allein und in Ruhe backen, während deine Kinder im Kindergarten sind oder mit Oma auf dem Spielplatz sind.
Auf die Kochschürzen – fertig – los
Was Kinder brauchen
Was brauchen Kinder, damit sie gute Erfahrungen von Selbstwirksamkeit beim gemeinsamen Backen machen und sich mit uns verbunden fühlen? Wie gelingt das Backerlebnis?
Klar ist: Je kleiner die Kinder sind, mit denen wir backen, umso mehr benötigen sie noch unsere Hilfe. Die Faktoren, auf die es unabhängig vom Alter ankommt liest du hier.
- die richtige Vorbereitung
- das richtige Werkzeug
- Autonomie und Bewegungsspielraum
- Bezieh dein Kind in den Entstehungsporzess mit ein
- Lass es seine eigenen Erfahrungen machen
- Hilfe zur Selbsthilfe
- Teig kneten?!
- Wertschätzung statt Lob
- Schimpfen ist tabu
- Spaß haben ist erwünscht
Die richtige Vorbereitung
Zuallererst brauchen Kinder eine vorbereitete Umgebung, die darauf ausgerichtet ist, dass kleine Menschen sich in ihr bewegen und arbeiten können ohne dass Verletzungsgefahr besteht.
Die meisten denken dabei an eine aufgeräumte Umgebung, die alles bereithält, was dein Kind an Werkzeugen benötigt.
Nimm dir wirklich diese Vorbereitungszeit und leg alle zurecht, bevor du dein Kind zum backen einlädst. Wenn du während des Backens erst Utensilien oder Zutaten suchen musst (und vielleicht feststellst, dass etwas fehlt) entsteht nicht nur Unruhe, sondern ihr fallt beide aus dem gemeinsamen Tun. Wir Erwachsene verlieren in Momenten, in denen wir warten gelassen werden oder in denen es nicht weiter geht schon oft die Geduld. Unsere Kinder noch viel mehr. Ihre Aufmerksamkeitsspanne ist altersabhängig meist nicht länger als etwa 20 Minuten. Es ist also sinnvoll, diesen Zeitraum ausnutzen zu können und nicht mit hin und herrennen und suchen zu verbringen.
Betrachte dich selbst als Teil der vorbereiteten Umgebung und sorge auch während des Backens dafür, dass dein Kind versorgt ist. Begleite es von einem Arbeitsschritt zum nächsten, indem ihr zum Beispiel von der Arbeitsplatte, auf der ausgestochen wird zum Tisch wechselt, auf dem ihr die Plätzchen verzieren wollt. Oder du frägst dein Kind ob es 10 min Pause machen und spielen gehen oder dir beim abräumen und umräumen helfen möchte. So bereitest du allein oder mit deinem Kind gemeinsam alles für den nächsten Arbeitsschritt vor.
Praxistipp zur vorbereiteten Umgebung
Nicht das kind sollte sich der Umgebung anpassen, sondern wir sollten die Umgebung dem Kind anpassen (Maria Montessori)
Stell deinem Kind das richtige Zubehör zur Verfügung
Autonomie und Bewegungsspielraum
Bezieh dein Kind in den Entstehungsprozess mit ein
Unterstützeung, wo nötig und Hilfe zur Selbsthilfe
Ermögliche Erfahrungen abseits von korrekter Herangehensweise
Kinder lernen, indem sie eigenen Erfahrungen machen und sich selbst ausprobieren dürfen.
Teig kneten?! Was, wenn mein Kind den Teig nicht anfassen will?
Wertschätzung statt Lob
Schimpfen ist tabu
Spaß haben ist unbedingt erwünscht
Bindungsmomente brauchen es, dass wir Eltern uns unbedingt aktiv dafür entscheiden.
Für schöne gemeinsame Backerlebnisse wie für jede andere Bindungsmomente auch braucht dein Kind deine ganze Präsenz. Im Hier und Jetzt. In der Gegenwart.
Wenn du merkst, dass du unter Druck stehst, weil du eigentlich noch soviel zu tun hast oder nicht wirklich Lust dazu hast das zwanzigste mal im Kinderkaufladen einzukaufen, dann ist es besser deinem Kind dies zu kommunizieren oder dir Zeit zu nehmen, um diese Gefühlszustände für einen Zeitraum x zur Seite zu legen. Du kannst dir vorstellen, dass du deine Aufgaben, die alle noch auf dich warten in eine kleine Truhe packst, die du sicher verschließt und zu der du jederzeit zurückkehren kannst. Es ist wichtig, dich wirklich für die Zeit mti deinem Kind zu entscheiden. Wenn du das nicht tun kannst, dann solltest du es auch nicht „notgedrungen“ tun. Dein Kind spürt dann, dass du nicht mit dem Herzen dabei bist, es spürt deine Unruhe und Ungeduld, vielleicht auch deinen Unwillen. Und zwar noch bevor du dir selbst darüber bewusst bist.
Gestalte das Setting so kindgerecht, dass dein Kind das Erleben von Autonomie und Selbständigkeit hat und richte die Umgebung so her, dass es alles hat, was es benötigt. Lass es dann mit dem Teig arbeiten, wie es möchte. Auch, wenn das bedeutet, dass zum Beispiel mit Teilen sowas wie Teigklumpen geknetet werden. Erwarte nicht, dass die Konzentration deines Kindes so lange bei einer Tätigkeit wie Ausstechen bleiben kann, wie das bei uns Erwachsenen der Fall ist und ermögliche deinem Kind jederzeit Pausen zu nehmen.
Hilf bei den Tätigkeiten, für die es motorisch nicht fit genug ist oder die jetzt gerade einfach zuviel wären. Und besonders wichtig: Genieß die gemeinsame Zeit und lass dein Kind deine Freude und Begeisterung an dem gemeinsamen Backen (oder welche Tätigkeit ihr immer wählt) spüren. Das ist das wertvollste, das du deinem Kind mitgeben kannst.
Last Minute Plätzchen Rezept
Autorin
Seit über einem Jahrzehnt begleite ich Familien in verschiedenen Lebenslagen. Auf meinem Blog schreibe ich über Themen, die mich beschäftigen und berühren. Von Bindungs- und Neurowissenschaften über Entwicklungspsychologie bis hin zu Stressprävention, Trauma und Burnout.
Es geht um alles, was Eltern und Fachkräfte bewegt – und was uns hilft, unsere Kinder gut ins Leben zu begleiten. Manchmal teile ich auch persönliche Einblicke aus meinem Alltag als Mutter von drei Kindern.
Hast du Themenwünsche oder Fragen? Ich freue mich auf deine Nachricht!
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