Was ist der Unterschied zwischen Schock- und Entwicklungstrauma?

Aug 5, 2022 | Körper & Psyche, Stress, Trauma & Burnoutprävention

Was ist Trauma?

Vielleicht sind dir die Begriffe Trauma, Schocktrauma oder Entwicklungstrauma schon mal begegnet und du frägst dich, was genau der Unterschied ist. Trauma war ja lange etwas, das wir mit Krieg und den heimkehrenden Soldaten in Verbindung gebracht haben. Erst allmählich hat sich die Forschung dazu entwickelt und inzwischen wissen wir mehr darüber, was Trauma ist und wie es wirkt. Klar ist, dass Trauma unser Nervensystem in einen akuten Notzustand versetzt. Trauma meint dabei nicht das Ereignis oder Erlebnis, sondern die Reaktion unseres Systems – unseres Körpers und unseres Nervensystem auf dieses Erleben von etwas, das zuviel, zu schnell auf uns eingewirkt hat. Auf etwas, das uns in dem Moment „überwältigt“ und uns hilflos zurücklässt.

Schocktrauma

Das klassische Schocktrauma ist genau das. Ein meist einzelnes Erlebnis, das uns aus dem herauskatapultiert, was unser Nervensystem tragen und halten kann. Eine Situation, die uns überwältigt und ohnmächtig fühlen lässt. Das kann ein Unfall, eine Naturkatastrope, eine Gewalterfahrung aber auch eine (durchaus auch geplante) Operation oder eine Trennung sein. Eben etwas, das so intensiv ist, dass es uns in den Kampf/ Flucht oder Erstarrungsmodus gehen lässt. Das ist keine bewusste Entscheidung. Es passiert automatisch und ist ein Überlebensmechanismus. 

Entwicklungstrauma 

Entwicklungstrauma haben eine etwas andere Dynamik, denn sie sind eingebettet in die Entwicklung eines Menschen. In die Zeit, in der sich seine Persönlichkeit prägt. Meist in der Kindheit. Jedoch können auch im Erwachsenenalter zb in langwährenden Beziehungen noch Entwicklungstrauma entstehen.

An sich meint Entwicklungstrauma länger andauernde Erfahrung(en) von Stresszuständen eines noch sehr kleinen bzw jungen Menschen. Wenn ein kleiner Organismus, ein Baby oder ein Kleinkind zuviel Streß oder langandauerndem wiederkehrendem  Streßerleben ausgesetzt ist, gerät es immer wieder in akute Notsituationen, die sein System herauskatapultieren in die Übererregung oder die Erstarrung. Je jünger ein Mensch ist, desto weniger braucht es dafür, um „zuviel“ zu sein. Denn das Nervensystem ist anfangs noch viel offener für Reize jeglicher Art und das kleine Baby oder Kind absolut darauf angewiesen, dass es von aussen, von seinen Bindungspersonen reguliert, das heißt beruhigt, wird.

Babys und Kleinkinder sind einfach darauf angewiesen, dass sie feinfühlige und adäquate sowie prompte Zuwendung erfahren, dass ihre Bedürfnisse gelesen und gestillt werden, kurz dass sie eine sichere Bindung eingehen können.

Wenn nun zu einem Zeitpunkt, wenn das Kind noch auf Co-Regulation angewiesen ist, es statt Zuwendung immer wieder Kontaktabbruch oder Segregation erfährt, wenn es nicht ansprechbare, nicht verfügbare oder gar gewalttätige Bindungspersonen hat oder ebensolche Bindungserlebnisse macht, kommt es zu einer Bindungsstörung oder Bindungs-Unterbrechung und damit auch zu Entwicklungstrauma.

An dieser Stelle ist erkennbar, dass in Entwicklungstrauma oft auch einzelne oder mehrere Schocktrauma wie Gewalterfahrungen, Übergriffe und Kontaktabbrüche stecken. Der Unterschied zum klassischen Schocktrauma an dieser Stelle ist, dass sie immer wieder und in Beziehungen passieren, die eigentlich sicher sein sollten. Statt dem Auto ist es ein Mensch, der uns nahesteht und uns eigentlich schützen sollte der, von dem die Gefahr ausgeht. 

Das fatale damit: Entwicklungstrauma webt sich richtiggehend in die Persönlichkeit des kleinen heranwachsenden Menschen hinein. Denn diese frühen Bindungserlebnisse sind ja die ersten Erfahrungen mit Menschen, die wir überhaupt machen. Und diese Erfahrungen werden sozusagen zu einer Blaupause, wie wir die Welt sehen und wie wir auch in Zukunft Beziehungen eingehen und gestalten (können). Sie prägen uns nachhaltig und bestimmen, mit welchen eigenen Bindungsrepräsentationen wir in die Welt gehen. Sie bestimmen auch, wie wir in Kontakt mit uns selbst sind und ob und wie wir mit anderen Menschen (Partnern, eigenen Kindern) in Beziehung gehen können. 

 

Du willst mehr wissen?

Wenn Du mehr lesen und erfahren möchtest, warum es wichtig ist, sich mit dem Thema Entwicklungstrauma zu beschäftigen, wie wir sowohl mit Schock- als auch Entwicklungstrauma umgehen können, wie sie uns beeinflussen, oft ohne dass wir es merken, wie wir uns in Richtung Heilung bewegen können und vor allem, was wir tun können, wenn wir unsere Bindungsmuster und Trauma nicht an unsere eigenen Kinder weitergeben wollen, dann schau bald wieder auf meinem Blog vorbei oder abonniere meinen Newsletter, um nichts zu verpassen. Ich werde diesen und anderen Fragen hier in Zukunft nachgehen und freue mich, wenn du mich dabei begleitest. Wenn ich in meinem Blog eine Frage aufgreifen soll, die dich besonders interessiert , dann schreib sie in den Kommentar oder schick mir eine Nachricht.

Über mich

Als systemische und bindungsorientierte Familienberaterin, sowie als Still- und Babyschlafberaterin begleite ich seit vielen Jahren Menschen auf ihrem Weg zu einem friedlichen und wertschätzenden Umgang mit sich selbst und den großen und kleinen Menschen um sich herum. Für ein Familienleben, in dem sich kein Familienmitglied verloren fühlt. Seit 2021 bin ich Heilpraktikerin für Psychotherapie mit den Schwerpunkten Burnout, Trauer und Trauma. Mit dem Thema Trauma beschäftige ich mit seit über zehn Jahren intensiv und habe mehrere körperorientierte Ausbildungen für die Arbeit mit Kindern und Erwachsenen absolviert.  

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