Mit diesem einfachen Tipp stärkst du das Selbstwertgefühl deines Kindes

Nov 11, 2022 | achtsam Elternsein: Familie & Kinder in Verbindung, Körper & Psyche

Selbstwertgefühl vs Selbstvertrauen

Selbstvertrauen ist nicht das gleiche wie Selbstwertgefühl. Selbstvertrauen bezieht sich auf konkrete Fähigkeiten und erworbene Qualitäten und damit mehr auf äussere Faktoren. Einfach gesagt meint es das Vertrauen oder Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten.

Der Selbstwert hingegen meint das innere Bild meiner Selbst, mich als ganzen Menschen. Ein gesundes Selbstvertrauen ist nicht verkehrt – doch nur ein gesundes, stabiles Selbstwertgefühl trägt massgeblich zum Erhalt einer emotional und psychischen Gesundheit bei.

Das, wie ich es gern nenne, „ich kann- Vertrauen“ (ich kann auf einen Baum klettern, schwimmen oder ein Instrument spielen) des Selbstvertrauens lässt sich zudem kaum erschüttern, wenn dahinter ein gesundes Selbstkonzept basierend auf einem stabilen Selbstwertgefühl steht. Es bedeutet sich nicht über Leistungen und Fähigkeiten zu definieren, sondern sich unabhängig davon, gewisse Fähigkeiten vielleicht nicht zu besitzen, als ganzer Mensch wertvoll zu fühlen. Also auch dann, wenn ich nicht auf einen Baum klettern kann, eine schlechte Note schreibe oder wirklich unmusikalisch bin.

Selbstvertrauen ist das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Selbstwert bezieht sich auf das Selbstbild und meint sich als Mensch wertvoll zu fühlen. 

Ohne ein solches Selbstwertgefühl sind Scham und Schuldgefühle ständige Begleiter, genauso wie selbstverurteilende und teilweise selbstvernichtende Anteile, die uns dann einflüstern, wenn wir etwas nicht (sofort) gut (genug) können dumm zu sein, wertlos, zu nichts nutze und im schlimmsten Fall eigentlich keine Daseinsberechtigung zu haben.

Du siehst also: ein gutes Selbstwertgefühl ist eine wichtige Basis für das ganze Leben und ein Grundpfeiler für unsere Resilienz. Wenn du das Selbstwertgefühl deines Kindes stärken willst, dann habe ich hier einen ganz einfachen Tipp für dich.

Mit diesem Beitrag beteilige ich mich an der Blogparade, wie wir das Selbstwertgefühl von Kindern stärken können von Wiebke von „starke Sprache“

Du willst das Selbstwertgefühl deines Kindes stärken?

Auch, wenn es nie zu spät ist, am eigenen Selbstwertgefühl zu arbeiten, so sind die frühen Erfahrungen diejenigen, die wirklich tief verankert sitzen und uns nachhaltig prägen. So auch beim Thema Selbstwertgefühl. Das entsteht im Kindesalter. Basis dafür sind eine sichere Bindung und gute Bindungserfahrungen. Nicht umsonst dreht sich hier bei mir im Grunde alles um das Thema Bindung. Eine sichere Bindung verhilft nicht nur zu einem guten Start ins Leben oder wirkt sich positiv auf die oder während der Kindheit aus, sondern sie begleitet uns Menschen wirklich durch unser ganzes Leben.

Positive Bindungserfahrungen wirken stabilisierend und resilienzfördernd. Sie tragen zu einem gesunden Selbstbild und Selbstwertgefühl bei, das sich nicht so einfach erschüttern lässt, helfen dabei Empathie und Mitgefühl zu entwickeln und all das  ermöglicht es uns später beispielsweise überhaupt die Möglichkeit zu haben gesunde Beziehungen führen oder Grenzen kommunizieren zu können. Ganz ohne Therapie. Eine sichere Bindung ist der beste Schutz gegen überwältigende Streßerfahrungen und damit auch Burnout oder andere psychische Erkrankungen.

Du denkst, dass es bestimmt sehr schwierig ist, das Selbtwertgefühl deines Kindes zu stärken? Ganz und gar nicht. Mit diesen zwei einfachen Tipps trägst du dazu bei, dass dein Kind von Geburt an ein stabiles Selbstwertgefühl aufbauen kann.

Gesehen werden

Wir alle wünschen uns gesehen zu werden. Als Mensch, der wir sind. Nicht als etwas, das wir sein sollen. Nicht für etwas, was wir tun oder können. In jedem von uns wohnt die Sehnsucht danach so akzeptiert und geliebt zu sein, wie wir sind. Die Sehnsucht ist umso größer, je weniger wir dies erlebt haben. Und je weniger Erfahrungen wir damit haben, unso eher nehmen wir Umwege über Anerkennung, die jedoch nie die Leere so nachhaltig füllen kann und so jagen wir von einer Bestätigung zur nächsten, ohne wirklich satt zu werden. Sei es über Leistung im Job, Likes bei Instagram oder was immer.

Die Sehnsucht ist umso größer, je weniger wir dies erlebt haben. Und je weniger Erfahrungen wir damit haben, unso eher nehmen wir Umwege über Anerkennung, die jedoch nie die Leere so nachhaltig füllen kann und so jagen wir von einer Bestätigung zur nächsten, ohne wirklich satt zu werden.

Das, worum es also geht ist, dein Kind wirklich zu sehen und in echten Kontakt mit ihm zu gehen. Erschwert wird dies, wenn wir selbst nicht erlebt haben, wie echter Kontakt aussieht und sich anfühlt. Wenn wir selbst im Streß sind, überlastet oder dissoziiert. Doch du hast jeden Moment wieder die Chance dich dafür zu entscheiden, dein Kind wirklich zu sehen. So wie es ist. Mit all seinen Gefühlen, die es gerade hat und mit der Botschaft, die es an dich richtet.

Das nächste mal, wenn dein Kind auf der Rutsche steht und „Mama, guck mal“ ruft – dann erinnere dich daran, dass dein Kind dir damit sagt, dass es sich wünscht von dir gesehen zu werden. Es wünscht sich kein Lob. Es will nicht deine Aufmerksamkeit über eine vollbrachte Leistung. Es möchte eine innere Erfahrung, ein Erleben, das es gerade hat mit einem Menschen teilen, der ihm am Herzen liegt. Mit dir. Es möchte gesehen werden.

Ersetze also Lob oder Tadel durch echte Kommunikation und echten Kontakt. Atme durch, bevor du antwortest und sieh dein Kind, wie es da steht und den Kontakt zu dir sucht. Sieh dein Kind als Menschen mit all seinen Gefühlen: seiner Begeisterung, seiner Traurigkeit, seiner Lebensfreude oder seiner Frustration und nimm nicht die Abkürzung über das, was es gerade getan hat, sondern reagiere auf das, was du spürst und was gerade sein inneres Erleben ist. Wenn du dafür Anregungen brauchst, lies meinen Artikel, was du sagen kannst, statt dein Kind zu loben.

Sich wertvoll und geliebt fühlen – unabhängig von Leistungen

Wann hast du deinem Kind zuletzt gesagt, dass es wertvoll ist? Dass du glücklich bist, dass es da ist. und zwar einfach so. Nicht gekoppelt an etwas, das es gerade „gut gemacht“ hat. Also nicht, wenn es die Spülmaschine ausräumt oder eine gute Note heimbringt, wenn es brav ins Bett geht oder lernt aufs Töpfchen zu gehen. Sondern vielleicht sogar dann wenn es nichts dergleichen tut oder Dinge, die sonst eher in die andere Kategorie fallen würden.

Kinder wollen sich als wertvolles Mitglied der Familie fühlen

Dein Kind braucht das Gefühl, dass es wert voll ist als Mensch. Und es will spüren, dass es ein wertvoller Teil der Familie ist. Nicht weil es dafür etwas tut oder tun muss, sondern einfach weil es existiert.

An der Stelle reicht es nicht, dass du diese Verbundenheit oder Liebe zu deinem Kind spürst – sie muss auch ausgedrückt werden. Das ist deshalb schwierig oder ungewohnt, weil wir nicht gelernt haben, Menschen einfach für ihre bloße Existenz eine Rückmeldung zu geben. Wir haben gelernt, dass wir bewertet werden. Und deshalb nur für gutes Verhalten oder Leistung positive Rückmeldungen bekommen. Und selbst dann ist die positive Rückmeldung oft einfach das fehlen einer negativen Rückmeldung. Es kann sich also anfangs sehr ungewohnt anfühlen.

Als Eltern dürfen wir also lernen unsere liebevollen Gefühle in liebevolle Handlungen und vor allem auch in eine liebevolle, zugewandte Sprache zu übersetzen. Und unser Kind, wie oben geschrieben, zu sehen – mit dem, was da ist. Lies dazu gern meine Artikel über das Loben. Dort findest du Anregungen, wie du in eine Kommunikation finden kannst, die nicht die Leistung des Kindes bewertet, sondern in echten Kontakt mit ihm geht.

Hast du deinem Kind heute schon gesagt, dass du es liebst?

Hast du deinem Kind heute schon gesagt, dass du es liebst? Tu es. Sag deinem Kind, wie sehr du es liebst und wie sehr es dein Leben bereichert oder schenke ihm nonverbale Zeichen, Blicke oder ein über den Kopf streichen, dass dies ausdrückt. Wichtig ist, dass dein Kind wirklich spürt, was du sagst. Und es als wahr empfindet. Kinder haben ein gutes Gespür für ambivalente Botschaften.

Das heißt auch du musst du das Gefühl, das du da ausdrückst, natürlich wirklich spüren. Wenn du dich gerade ärgerst, weil es den halben Sandkasten aus dem Garten ins Wohnzimmer befördert hat, wirst du vielleicht keinen Zugang zu diesem Gefühl haben – dann ist es wichtig, dass du dich erst wieder mit dir selbst verbindest und dich regulierst. Dein Kind tut nichts gegen dich. Wenn du neugierig bist erfährst du vielleicht, dass es gehört hat, wie sehr du den Strand vermisst oder dass es im Kindergarten etwas über die Wüste gelernt hat und siehst die reine Intention hinter seinem Handeln. Wenn es dir gerade nicht möglich ist in einen solchen Kontakt zu gehen, dann sorge erstmal für dich selbst und übe erstmal nur in den Momenten, in denen du die Liebe zu deinem Kind auch spüren kannst.

Sag ihm, dass du es liebst. Einfach, weil es da ist. Und stell dir nur mal vor, wir alle würden diese Botschaft jeden Tag mehrmals erhalten. Nicht, weil du gut gekocht oder eine gute Präsentation in der Firma gehalten hast – sondern einfach so, weil du da bist  – auch in Momenten, wo du nichts dafür tust und auch nichts erwartet wird von dir… Wie würde sich das wohl anfühlen?

Und wie würde sich die Welt wohl verändern, wenn alle Menschen mit diesem Gefühl von Selbstwert, der durch solche beständige Rückmeldungen entsteht, durchs Leben gehen könnten.

About

Wie schön, dass hier gelandet bist. In meinem Blog schreibe ich darüber, was Kinder wirklich brauchen, um gesund aufzuwachsen und durch Leben gehen zu können. Wie Eltern und Bindungspersonen gut für sich selbst sorgen, mit Streß und Trauma umgehen, eigene Muster hinterfragen und gemeinsam mit ihren Kindern wachsen zu können.

Als systemisch, bindungsorientierte Familienberaterin und Therapeutin für Streßregulation und Trauma begleite ich Familien auf ihrem Weg zu einem friedlichen Familienleben.

 

1 Kommentar
  1. Wiebke Schomaker

    Liebe Tamara, vielen Dank für deine Tipps, um das Selbstwertgefühl von Kindern zu stärken. Ich finde auch: Bedingungslose Beziehung und Liebe ist die Basis fürs Selbstwertgefühl.
    Ich freue mich sehr, dass du mit diesem wunderbaren Artikel an der Blogparade teilgenommen hast. Ganz herzlichen Dank dafür.
    Liebe Grüße von Wiebke

    Antworten
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